Aktien oder Fonds zu kaufen, ist spannend und macht Spass. Weniger spassig sind dagegen die Kosten, die mit dem Investieren verbunden sind. Und ärgerlich wird es, wenn Banken und Vermögensverwalter ihre Kunden im Glauben lassen, «alles inklusive» bedeute auch genau das. Tut es mitnichten. Nachfragen lohnt sich!
«Die Vermögensverwaltung ist und bleibt ein Basar. Wer die ausgeschriebenen Preise der Banken und Vermögensverwalter einfach unbesehen zahlt, ist naiv.» Deutlicher geht’s nicht. Und es kommt aus berufenem Munde: Patrick Müller hat viele Jahre bei Banken gearbeitet, bevor er 2014 zusammen mit dem ehemaligen UBS-Chefökonomen Klaus Wellershoff Zwei Wealth gegründet hat. Die Firma berät private und institutionelle Kunden in allen Belangen der Vermögensanlage.
Zwei Wealth verwaltet selbst keine Kundengelder, berät dafür nach eigenen Angaben Kunden mit Vermögen im Umfang von derzeit 4,8 Milliarden Franken. Die meisten Kunden seien zu wenig sensibilisiert darauf, was es koste zu investieren. Diese Mischung aus Nichtwissen und Bequemlichkeit führe dazu, dass viel zu viele zu viel zahlten, konstatiert Müller.
Im Laufe der Jahre haben er und sein Team zahlreiche Kostenanalysen durchgeführt. Ihr jährlich erscheinender Transparenzbericht gibt unter anderem Aufschluss darüber, welche Kosten für die Vermögensverwaltung in der Schweiz verrechnet werden. Diesen stellt Zwei Wealth jene Kosten gegenüber, die das Unternehmen als «fair» erachtet.
Dabei unterscheidet die Beratungsfirma fünf Kostenarten: Wer sein Geld selbst anlegt und verwaltet, wird mit Kosten konfrontiert für die Depotführung, für die Transaktionen selbst sowie für die Produkte. Wer verwalten lässt, hat zusätzlich Verwaltungs- und Beratungskosten zu bezahlen. Zwei Wealth vergleicht Paketlösungen – alles aus einer Hand zu einem Paketpreis – mit der Alternative, sich für alles einen Spezialisten zu suchen, also fürs Depot, für die Transaktionen, die Produkte, die Vermögensverwaltung sowie für die Beratung. Dabei werden die Beratungsqualität sowie die Auswahl der Produkte natürlich gleichgesetzt.
Das Ergebnis lässt aufhorchen: Bei verwalteten Vermögen bis zu einer Million Franken liegen die Kosten für die Paketlösung im Median bei 1,87 Prozent pro Jahr. Median bedeutet, dass immerhin 50 Prozent der Angebote darüberliegen. Der gemäss Müller «faire» Preis läge jedoch bei praktisch der Hälfte, nämlich bei 0,97 Prozent pro Jahr.
Es gelingt den Anbietern offenbar immer noch, mit der Bequemlichkeit ihrer Kunden kräftig Geld zu verdienen. Teurer bedeutet aber nicht ein besseres Anlageergebnis. Im Gegenteil: In anderen Untersuchungen hatte sich sogar herausgestellt, dass die Kosten und die Performance der Depots negativ korrelierten, die Kunden also mehr zahlten für eine schlechtere Rendite. Auf lange Sicht kann das viele Tausende Franken entgangene Gewinne bedeuten.
Für Anleger bedeuten diese Ergebnisse vor allem eines: Sie sollten sich nicht scheuen, nachzuhaken und einmal im Jahr eine tabellarische Kostenaufstellung in Franken zu verlangen. So steige das Kostenbewusstsein beim Kunden und vielleicht die Bereitschaft, Konkurrenzvergleiche anzustellen, argumentiert Müller.
Wie gross die Bandbreite der Kosten ist, die Banken und Broker ihren Kunden allein für Depotführung, Kontogebühren sowie den Handel mit Aktien und Fonds verrechnen, zeigt ein Blick auf die Tabelle, die der Vergleichsdienst Moneyland für die NZZ erstellt hat. So sind die Kosten bei der UBS, in dieser Beispielrechnung der teuerste Anbieter, mehr als fünfmal so hoch wie beim günstigsten Anbieter Flowbank – wohlgemerkt für die gleiche Leistung.